Bei der massenhaften Verwendung des Begriffs der Effizienz kommt es nicht selten vor, dass eigentlich noch ein anderer Begriff mitgemeint ist: Effektivität. Um die beiden Begriffe kurz noch mal abzugrenzen, folgendes unsinniges Beispiel, im wahren Sinne des Wortes.
Es ist möglich, Unsinn effizient zu machen, aber Unsinn ist nicht effektiv. Mit Effizienz ist im Allgemeinen gemeint, Dinge richtig zu tun, mit Effektivität ist wiederum gemeint, die richtigen Dinge zu tun.
Bei der Digitalisierung erleben wir oftmals das starke Bemühen, bestimmte bisher mühsame oder langsame Tätigkeiten durch digitale Hilfsmittel schneller, mit höherer Qualität oder weniger Aufwand durchzuführen. Im Wirtschaftskontext geht es dabei oft schlicht um mehr Output aus bestehenden Strukturen oder Prozessen.
Bei der Digitalisierung der Verwaltung, aber auch beim Gesundheitswesen erleben wir dabei aber oftmals ein anderes Phänomen im vermeintlich guten Sinne, durch Digitalisierung etwas effizienter zu machen: Elektrifizierung. Oder frei nach Thorsten Dirks: „Wenn Sie einen Scheißprozess digitalisieren, dann haben Sie einen scheiß digitalen Prozess.“Oder frei nach Thorsten Dirks: „Wenn Sie einen Scheißprozess digitalisieren, dann haben Sie einen scheiß digitalen Prozess.“
Fasst es gut zusammen.
In der Praxis würde schon eine Art Bürokratie-Daten-Vault vieles vereinfachen: Möchten Sie Daten X, Y und Z mit Amt K/Verfahren V teilen? Klick ‘ja’, 2FA und gut.
Die Redundanzen deutscher Formblätter und deren Abhängigkeiten sind auch, speziell für Nicht-Muttersprachler, ziemlich absurd - und eher nicht effektiv.
Ich arbeite im ÖD und wir haben das Projekt eines Kundenportals zum digitalen Abruf von Bescheiden (Müllabfuhr und sowas) eingestampft, weil hinten und vorne das Personal für die Umsetzung fehlt. Sowohl Entwickler fehlen als auch die Kapazitäten bei den Ämtern, um das Projekt fachlich zu begleiten. Bevor man so ein Mammutprojekt wie einen Daten-Vault auch nur anfängt, müsste man massiv das Personal erhöhen. Aber das kriegst du den Wählern und Politikern nicht erklärt, dass wir erstmal deutlich mehr Beamte und ÖD-Angestellte bräuchten, bevor wir im großen Stil Digitalisierungsprojekte realisieren können.
Irgendwie hast du immer das Dilemma in der Verwaltung zwischen einem föderierten System und einem zentralistischen wählen zu müssen. Beide haben eigenen Fallstricke.
Absolute Leseempfehlung!
Was bitte ist Degitalisierung?
Der Name der Kolumne von Bianca Kastl zu der der Artikel gehört.
Ja, aber was soll das bedeuten?
Erster Artikel der Kolumne:
Probleme schaffen statt lösen
Der Witz am oftmals desolaten Zustand der Digitalisierung in Verwaltung und Gesundheitswesen ist eigentlich: Vieles davon ist – in Theorie – „digitalisiert“.
An vielen Stellen sind wir längst hinaus über das Stadium von Akten, die hin und her geschoben werden, oder endloser Faxe, die sich wegen Corona-Fällen ansammeln. Für viele Aufgaben gibt es keine Aktenschränke oder Papierfaxe mehr, sondern unzählige Fachwendungen und unterschiedliche elektronische Kommunikationswege. Zettelwirtschaft war mal.
Aber irgendwie reichen diese Digitalisierungsversuche an vielen Stellen nicht. In Konsequenz erreichen sie oftmals sogar das Gegenteil. Das Problem wird nicht gelöst, sondern es werden zusätzlich neue digitale Probleme erzeugt.
Statt zu Digitalisierung kommt es zu Degitalisierung: dem Gegenteil dessen, was Digitalisierung erreichen könnte.